Unsere erste Tour mit Wohnkabine
Es ist Februar 2021 und klirrend kalt. Seit Anfang des Jahres haben wir, mein Mann und Autorenkollege Martin Conrath und ich, ein neues Reisefahrzeug, einen Pickup mit Wohnkabine, den wir Flunder nennen, weil die Kabine in eingeklapptem Zustand so wunderbar flach ist.
Bisher haben wir erst ein paar Probenächte hinter uns gebracht, jetzt soll es auf die erste Recherchereise gehen. Ich muss für eine Hörbuchreihe Schauplätze im Schwarzwald finden, also steht das Ziel fest. Auf dem Hinweg nehmen wir uns Zeit für die Schwarzwaldhochstraße, machen unzählige Fotostopps an Aussichtspunkten. Wir stecken mitten im langen zweiten Corona-Lockdown, der den gesamten Winter 20/21 andauert. Entsprechend voll ist es überall, denn bis auf Ausflüge in die Natur kann man in diesen Wochen nicht viel unternehmen.
Am späten Nachmittag beginnen wir mit der Suche nach einem Ort für die Nacht und finden einen traumhaft schönen Parkplatz, der zu einem Skilift gehört. Normalerweise wäre hier vermutlich die Hölle los, doch da auch die Lifte nicht betrieben werden dürfen, ist der Platz verlassen. Die Sonne scheint, der Schnee glitzert und wir genießen einen Whisky bei einem spektakulären Sonnenuntergang mit Blick auf den unberührten Skihang. Das Netz ist so gut, dass wir abends sogar per Zoom am Autorenstammtisch teilnehmen können.
Am nächsten Morgen teste ich das Setup für unsere Dusche. Wir haben keine fest eingebaute Nasszelle, deshalb müssen wir improvisieren. Vorhang aufhängen, Wasser heißmachen, Tauchpumpe in den Eimer. Alles funktioniert, aber der Aufbau nimmt viel Zeit in Anspruch. Inzwischen haben wir eine andere Lösung.
Den Tag verbringen wir mit der Fahrt über die Dörfer rund um Freiburg, auf der Suche nach Schauplätzen und Wohnorten für die Figuren in meiner Story. In der folgenden Nacht schlafen wir auf dem offiziellen Stellplatz in Waldkirch, der zum Glück nicht, wie einige andere, wegen des Lockdowns gesperrt ist. Auch der folgende Tag ist mit Recherche angefüllt. Bedauerlicherweise können wir uns zwischendurch nicht in einem Café aufwärmen, da ja alles geschlossen ist.
Zum Übernachten finden wir einen spektakulären Parkplatz auf einer Anhöhe mit weitem Blick über den Schwarzwald.
Als wir ankommen, ist es brechend voll, alle genießen die herrliche Aussicht. Wir gehen eine Runde spazieren, und als wir zurückkehren, dämmert es und die letzten Ausflügler fahren gerade zurück ins Tal. Für die Nacht und auch für den Kaffee in der Morgensonne haben wir den Ort für uns allein.
Ein letzter Schauplatz muss am nächsten Tag besichtigt werden, eine Burgruine, in der der Showdown eines der Krimis stattfinden soll. Wir machen eine Wanderung hinauf zur Ruine, testen auf dem Weg an einem Bach den mobilen Wasserfilter, den wir uns besorgt haben. Er funktioniert perfekt.
Die Nacht verbringen wir wieder auf einem Parkplatz auf einer Anhöhe. Es ist wolkig und eiskalt. Am nächsten Morgen passiert es dann. Der Wagen springt nicht an. Nach mehreren Versuchen geben wir auf und rufen den ADAC. Um uns warm zu halten machen wir einen Spaziergang im Wald, bis die Unterstützung eintrifft. Der Mechaniker vom ADAC gibt uns Starthilfe und rät uns, mindestens eine Stunde zu fahren, bevor wir es riskieren, den Motor auszustellen.
Wir wollten sowieso am nächsten Tag heimfahren, also machen wir uns auf den Weg in Richtung Norden. In Wolfach wagen wir einen Stopp, um etwas einzukaufen, zur Sicherheit genau gegenüber einer ADAC-Vertragswerkstatt. Und die brauchen wir auch, denn der Wagen springt erneut nicht an. Wieder gibt man uns Starthilfe, aber die Batterie ist wohl nicht mehr zu retten.
Es ist Samstagnachmittag, die meisten Geschäfte haben bereits geschlossen. Mit laufendem Motor telefonieren wir herum, bis wir in Lahr einen Händler finden, der eine passende Batterie haben könnte. Eine halbe Stunde später halten wir vor dem Laden – wieder zur Sicherheit mit laufendem Motor – und haben Glück: Es gibt tatsächlich eine Batterie für uns.
Kaum ist sie eingebaut, gönnen wir uns eine Kaffeepause auf einem Friedhofsparkplatz, der idyllisch neben Feldern liegt. Hier unten am Fuß der Berge ist es so warm, dass wir die Stühle rausholen und die Sonne genießen. Statt heute noch nach Hause zu fahren, lassen wir uns Zeit und suchen uns einen malerischen Schlafplatz in den Pfälzer Weinbergen. Wir genießen die letzte Nacht im Freien und unseren Morgenkaffee mit Blick auf die Rebstöcke, bevor es endgültig heim geht. Unterwegs planen wir bereits die nächste Tour, denn für ein gemeinsames Buch müssen wir an der Donau recherchieren. Da ahnen wir noch nicht, dass wir dabei mit einer noch viel unangenehmeren Panne zu kämpfen haben werden, und zwar drei Tage lang. Aber das ist eine andere Geschichte …